Ngorongoro (Krater) Conservation Area
Kurzübersicht
Wenn man den Rand des Ngorongoro Krater erreicht, offenbart sich ein überwältigender Ausblick auf eine 260 km² große Caldera. Oft als das Achte Weltwunder bezeichnet, ist dieses gewaltige Becken einer der größten vulkanischen Krater weltweit – geformt durch einen riesigen Vulkan, der vor ca. 2 Millionen Jahren ausbrach und in sich selbst zusammenfiel. Mit einer Höhenunterschied von durchschnittlich ungefähr 610 Metern dient er quasi als eine „natürliche Einfriedung“ für eine Vielzahl von Wildtieren; aufgrund der steilen Wände verbleiben die meisten Tiere das ganze Jahr hier. Der Krater ist ein außergewöhnlicher Ort, fast wie ein interaktiver Zoo. Da die meisten Tiere das Schutzgebiet niemals verlassen, haben sie keine Angst vor Menschen, was eine sehr spezielle und direkte Sicht auf die Tiere ermöglicht.
Das Ngorongoro Schutzgebiet ist einer der wenigen Orte der Welt, um das vom Aussterben bedrohte Spitmaulnashorn (Schwarzes Nashorn) in freier Wildnis zu beobachten. Die Conservation Area beherbergt die gesamten Big Five.
Zahlen und Fakten
Fläche: 8.292 km²
Anreise: 180 km aus Arusha
Gründung: 1959
Besucher: 580.000 / Jahr
Bekannt für: Ngorongoro Caldera, Spitzmaulnashorn, UNESCO World Heritage Site
Aktivitäten: Krater Pirschfahrt, Olduvai Gorge Besuch, Wanderungen
Ngorongoro Conservation Area
Das Kratergebiet deckt eine Fläche von etwa 250 Quadratkilometer ab (ganz München könnte man darin unterbringen!), der Durchmesser des Kraters beträgt etwa 20 Kilometer. Vom Kraterrand bis zum Kraterboden sind es etwa 650 Höhenmeter. Unglaublich, was sich in diesem Areal befindet: Savannen- und Sumpfgebiete, Flüsse, Wälder, kleine Hügel und der Natronsee, der hier Lake Magadi genannt wird. Büffelherden, Gnu-, Zebra- und Gazellenherden laufen auf dem Kraterboden herum. Im Kratergebiet sind etwa 20.000 Großsäuger zu Hause – Büffel, Zebras, Antilopen, Elefanten etc. etc. Löwen gibt es über 100 und mehr als 400 Tüpfelhyänen. Aber auch die Rinder der hier lebenden Maasai werden unten am See zur Tränke geführt. Der Ngorongoro-Krater ist kein Krater im eigentlichen Sinne. Geomorphologisch gesehen ist er eine Caldera, das bedeutet, nach seinem letzten Ausbruch ist sein Kraterkegel nach Ausfließen der Lava in der Mitte zusammengebrochen und hat diese enorme Kraterschüssel gebildet. Sie ist die sechstgrößte Caldera auf dem Festland der Erde.
Auf der Straße hinauf zum Rand der Caldera durchquert man dichtes Waldgebiet und erreicht schließlich den pyramidenförmigen Gedenksteinen für Michael Grzimek und seinen Vater, Prof. Bernhard Grzimek. Michael Grzimek war bei den Dreharbeiten des weltberühmten Films „Serengeti darf nicht sterben“ im Jahre 1959 bei einem Erkundungsflug tödlich mit seinem Flugzeug abgestürzt. Die Gedenktafeln tragen folgende Aufschrift:
MICHAEL GRZIMEK
12.4.1934 – 10.1.1959„He gave all he possessed including his life for the wild animals of Africa.“
PROFESSOR BERNHARD GRZIMEK
1909 – 1987„A lifetime caring for wild animals and their place on our planet. It is better to light a candle, than to curse the darkness.“
Übersetzung:
„Er gab alles, was er besaß, einschließlich seines Lebens für die wilden Tiere Afrikas.“
„Ein Leben lang kümmerte er sich um die wilden Tiere und ihren Platz auf unserem Planeten. Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu beklagen.“
Die Ngorongoro Conservation Area (NCA) umfasst rund 8.300 km². Es bietet die beste Mischung aus Landschaften, Wildtieren, Menschen und archäologischen Stätten in Afrika. Es ist auch ein interessantes Experiment in der Mehrfachnutzung. Das Konzept der mehrfachen Flächennutzung aus konservatorischer Sicht weicht von einem traditionellen Ansatz ab, bei dem die Erhaltung als völliges Fehlen menschlicher Eingriffe angesehen wird.
Risse und Vulkane prägen die Landschaft des Ngorongoro Krater. Ein Riss ist eine Störung in der Erdkruste, die dazu führt, dass die Grenzen steigen oder fallen. Risse führen auch dazu, dass Lava oder geschmolzenes Gestein an die Oberfläche eindringen und dort aushärten. Wenn Lava über einen längeren Zeitraum aus derselben Stelle austritt, baut sie sich zu einem Vulkan auf. Im Ngorongoro-Schutzgebiet liegen die Hauptrisse nördlich des Eyasi-Sees und östlich des Manyara-Sees und des Natron-Sees, wo sich in den letzten vier Millionen Jahren die neun Vulkane des Ngorongoro-Hochlands gebildet haben. Von diesen ist nur noch der Vulkan Oldonyo Lengai aktiv. Die Asche und der Staub der Eruptionen bildeten die Grundlage für die fruchtbaren Böden der Serengeti-Ebene.
Der Kraterboden ist auch der Lebensraum einer ganzen Anzahl von Vögeln. Der Felsenbussard, der von hoher Warte aus nach Beute sucht oder über dem Lerai-Wald seine Kreise zieht, ist einer der größeren Vögel. Helmperlhühner, Haubenperlhühner und Hildebrandt-Frankoline gehören ebenfalls zu den häufiger gesichteten Hühnervögeln. Nicht zu übersehen sind wieder die Nashornvögel mit ihrem großen Bananen-Schnabel. Auch in diesem Areal leben sie von Früchten und Insekten. Die am weitesten verbreitete Nashornvogel-Art, ist der Gelbschnabeltoko. Sowohl in der Grassavanne als auch im Buschland kommt der metallisch glänzende Dreifarben-Glanzstar vor, einer der am meisten fotografierten Vögel Ostafrikas. Weitere fotogene Vögel sind auch hier die Nektarvögel, die ebenfalls im Krater über Büschen und Blumen schwirren. Im Krater gibt es auch größere Savannenvögel wie den Strauß und die Riesentrappe. Dieser stattliche Laufvogel erreicht eine Größe von ca. 1,30 Meter. Er lebt paarweise und sucht seine Nahrung auf dem Boden. Die Familie der Trappen ist nicht mit den Hühnervögeln verwandt, sondern mit den Kranichen. Die wunderhübschen Kronenkraniche sieht man übrigens auch überall im Krater herumstolzieren (meist paarweise). Weniger hübsch, aber genauso interessant sind wieder die Geier. Am häufigsten seht ihr in der Grassavanne erneut die Weißrückengeier, wenn sie sich an den Überresten einer Löwenmahlzeit gütlich tun. Der Strauß ist der einzige flugunfähige Vogel, der in Afrika überhaupt heimisch ist und er ist der größte Vogel der Welt. Das Männchen hat schwarze und weiße Federn, Hals und Beine sind fleischfarben, aber während der Brutsaison sind diese Körperpartien leuchtend rosa gefärbt. Weibchen und Jungtiere sind graubraun. Ein Hahn schart mehrere Hennen um sich (eine Haupthenne und viele Nebenhennen) und alle diese Hennen legen ihre Eier ins gleiche Nest. Die Nebenhennen beteiligen sich aber weder am Brüten noch an der Aufzucht der Jungen. Dafür sind ausschließlich der Hahn und die Haupthenne zuständig. Das Nest wird tagsüber von der Haupthenne bebrütet. In der Nacht sitzt der Straußenhahn auf den Eiern. Nach dem Schlüpfen führen Papa und Mama dann viele Monate lang ihre Jungen mit sich herum. Strauße sind auch die schnellsten Zweibeiner der Welt. Sie können in Sekundenschnelle eine Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometer erreichen. Hauptsächlich sind es Pflanzenfresser, verschmähen aber auch große Heuschrecken und Eidechsen nicht.
Nördlich von den Seneto-Quellen liegen die so genannten Gänsetümpel. Dabei handelt es sich um eine ganze Reihe von flachen Süßwasserteichen eines ausgedehnten Sumpfgebietes, in dem alle möglichen Wasser- und Sumpfvögel leben. Dieses Gebiet ist auch bekannt für sein Vorkommen von Servalkatzen. Sie lieben es, in diesem Sumpfgebiet zu jagen. Auch Löwen und Hyänen lassen sich oft hier blicken. Sie kommen hierher um zu trinken oder greifen aus dem Hinterhalt an, wenn z.B. ein Zebra am Tümpel seinen Durst stillen möchte.
Der sumpfige Lerai-Wald ist ein kleiner Fieberakazienwald. Schon von weitem wird euch auffallen, dass einzeln stehende Akazien mit Hunderten von Webervogelnestern behangen sind. Das Hochzeitskleid der Männchen ist leuchtend rot oder gelb-schwarz gefärbt, bei uns sind sie beliebte Stubenvögel. In diesem Akazienwald könnt ihr sehr alte, als Einzelgänger lebende Elefantenbullen beobachten. Sie sind stolze 70 bis 80 Jahre alt. Damit haben sie ihr maximales Alter so ziemlich erreicht. Auch kleinere Junggesellen-Herden sind hier auf Wanderschaft. Vielleicht sind sie gerade dabei, wieder die Akazienbäume mit ihren Stoßzähnen zu entrinden oder brechen große Zweige herunter.
In der Nähe vom Lerai-Wald sieht man manchmal Schwarze Nashörner, die auf der Savanne grasen. Nashörner sind Einzelgänger und sehr gute Läufer. Ein aufgeschrecktes Tier greift seinen Gegner mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Stundenkilometern an. Da sie wegen ihres Horns von Wilderern verfolgt und abgeschlachtet wurden, sind nur noch etwa 13 Exemplare von ihnen im Krater übrig. Im Fernen Osten ist der Bedarf an Hörnern dieser Tiere als Aphrodisiakum nahezu unerschöpflich. Dabei ist die aphrodisierende Wirkung des Horns nie bewiesen worden. Hier handelt es sich wieder wie so oft um reinen Aberglauben. Das Horn des Nashorns ist übrigens kein echtes Horn, sondern besteht aus vielen miteinander verwachsenen dicken Haaren. In früheren Zeiten waren es mal Hunderte von Nashörnern, die den Kraterboden bevölkerten. Obwohl die Population jetzt extrem klein geworden ist, hat sie sich inzwischen doch einigermaßen stabilisiert. Gegen die Wilderer wird sehr streng vorgegangen. Wenn sie auf frischer Tat ertappt werden, werden sie ohne Prozess standrechtlich erschossen.